Rhetorik, einst eine Disziplin der alten Griechen und Römer, die es als eine Kunst ansahen, allein durch Worte ihre Zuhörer von einem Standpunkt zu überzeugen. Das Zauberwort an dieser Stelle: überzeugen, nicht überreden.
Werden Menschen überredet, sind sie nicht vollends von der dargestellten Meinung überzeugt. Daher muss durch die Rhetorik der eigene Standpunkt so gut verkauft werden, dass er für die Zuhörenden schlüssig ist und sie ihn aufgrund der Argumente nicht ablehnen können. Grundsätze, die besonders für Politiker sehr wichtig sind.
Rhetorik in Präsentationen
Durch eine gute Rhetorik können allerdings nicht nur Politiker punkten. Du kannst mit ein paar einfachen Tricks deiner Präsentation das gewisse Etwas verleihen und dir gleichzeitig eine gute Note oder die Anerkennung des Vorgesetzten, der Kollegen und/oder deiner Kunden sichern.
Nachfolgend findest Du meine sechs besten Tipps für deine Rhetorik.
- W-Fragen
- Kenne dein Publik
- Verwende rhetorische Fragen
- Nutze die Macht der Pausen
- Komme auf den Punkt
- Spiele mit deiner Stimme
1. W-Fragen
Jeder kennt sie, die typischen W-Fragen: Wer? Was? Wie? Wo? Warum?
So in etwa werden die Fragen bei deiner Präsentation ebenfalls auftauchen. Bereits beim Erstellen solltest Du dich fragen:
Wer sind deine Adressaten?
Worum geht es bei dem Thema?
Was möchtest Du versuchen zu erreichen?
Warum sollte man dir zuhören?
Im weiteren Schritt ist es wichtig, dass Du dir eine klare Argumentationskette aufbaust und dir klar ist, dass die Beantwortung einer Frage schnell dazu führen kann, dass weitere Fragen auftreten. Es kann helfen, sich in die Lage des Publikums hineinzuversetzen und eventuell auftretende Fragen auf diese Weise bereits im Vorfeld zu beantworten.
Für den Beginn deiner Präsentation ist hingegen die Frage “Warum sollte man dir zuhören” entscheidend. Wähle einen guten Einstieg in das Thema, zeige Relevanz und Wecke Interesse. Mit einem guten Einstieg ist schon vieles gewonnen!
2. Das Publikum kennen
Wenn Du eine Präsentation vorbereitest, solltest Du dir im Vorfeld darüber Gedanken machen, wer deine Zuhörer sind und was dein Ziel ist. Denn an deinen Zuhörern wird sich deine gesamte Rhetorik orientieren (müssen).
Ich persönlich halte ja bekanntlich viele Vorträge, mein Publikum ist dabei aber immer anders. Mal spreche ich vor IT-Administratoren, die wissen möchten, wie die jeweilige Lösung funktioniert. Und beim nächsten Mal spreche ich vor Datenschutzbeauftragten und Geschäftsführern, denen die technischen Details egal sind. Sie möchten viel eher Hintergründe und Mehrwerte erkennen und würden mit IT-Fachbegriffen gelangweilt oder sogar abgeschreckt werden.
Die Verwendung von Fachbegriffen, die Komplexität der Erklärungen und die Veranschaulichung in Beispielen hängen also maßgeblich vom Vorwissen des Publikums ab. Doch selbst bei einem fachlich versierten Publikum solltest Du nicht mit zu vielen Fachbegriffen um dich werfen.
Im besten Falle kennst Du die Sichtweise deines Publikums. Wenn Du weißt, in seinen Reihen sind nur sehr wenige Zweifler, dann ist es nicht zwingend erforderlich, deren Argumente bereits in deiner Präsentation auszuhebeln. Bei einer größeren Anzahl an kritischen Stimmen solltest Du bereits in deiner Präsentation die Gegenargumente gegen deine Hypothese aufführen und sie sogleich schlüssig entkräften.
Insbesondere am Ende einer Präsentation solltest Du mögliche Vorteile nochmal kurz zusammenfassen und die Präsentation nicht abrupt enden lassen, sondern deinem Publikum nochmal das Fazit präsentieren und wie es zu diesem kam.
3. Rhetorische Fragen
Seit je her gilt die rhetorische Frage als ein klassisches Stilmittel der Rhetorik. Gut eingesetzt kann sie dazu dienen, die Zuhörer wach zu rütteln oder sie zu provozieren.
Dabei ist sie aber genau genommen gar keine Frage, sondern viel eher eine Aussage, deren Inhalt den Zuhörer in eine bestimmte Richtung lenken soll. Die rhetorische Frage kann durchaus als eines der mächtigsten Stilmittel betrachtet werden, da sie auf vielfältige Art und Weise wirken kann.
Wenn Du nicht so erfahren bist, solltest Du es tunlichst vermeiden, eine “echte” Frage während deiner Präsentation zu stellen, auf die die Zuhörer antworten wollen oder es sogar tun. Das wird dich unweigerlich aus dem Konzept bringen und kann den Ablauf der gesamten Präsentation gefährden.
Ausnahmen bilden meinungsbildende Fragen am Anfang oder Ende, die Du im Vorfeld bewusst in deine Präsentation einarbeiten solltest. Du kannst eine rhetorische Frage am Anfang gezielt benutzen, um eine Hypothese oder eine Meinung in den Raum zu stellen und darauf deine Präsentation aufzubauen.
Rhetorische Fragen sind sowohl in Reden als auch im Alltagsgebrauch meistens etwas gehässig, provozierend oder führen zur Verwunderung. Häufig werden sie eingesetzt, um einen wunden Punkt zu treffen und das Publikum emotional anzusprechen.
Eine weitere mögliche Verwendung wäre die Darstellung eines Szenarios, welches absurd, unvorstellbar oder dringend erwünscht ist. Du kannst auf diese Weise deine Präsentation beleben, wenn Du sie gezielt einsetzt, um eine Behauptung in den Raum zu stellen und dein Publikum bewusst emotional anzusprechen.
Rhetorische Fragen können auch einfach nur dazu verwendet werden, sich die Zustimmung des Publikums zu sichern. So dienen rhetorische Fragen nicht nur dazu, das Publikum zu provozieren, Du kannst Dir gleichzeitig die Aufmerksamkeit des Publikums einholen, in dem Du es direkt ansprichst.
4. Die Macht der Pause
Pausen geben deinem Publikum die Chance nachzudenken und das Gehörte kurz sacken zu lassen. Pausen können allerdings noch viel mehr.
Die Sprechgeschwindigkeit fast aller Menschen liegt normalerweise deutlich über der, die in einer Präsentation angemessen wäre. Durch gezielte Pausen kannst Du selbst, wenn es nötig ist, die Geschwindigkeit aus der Präsentation nehmen.
Du fragst Dich mit Sicherheit, wie lang diese Pause sein sollte. Zur Orientierung ist der Zeitraum von ein bis zwei Sekunden sehr gut. Das erscheint sehr kurz, erzeugt allerdings eine große Wirkung beim Zuhörer. Pausen sollten allerdings richtig eingesetzt werden und nicht nach jedem Satz eingestreut werden. Sie eignen sich am besten, wenn Du einen Gedankengang zu Ende gebracht hast und ein neuer Absatz beginnt.
Die Pause hat nicht nur Wirkung auf das Publikum, gibt diesem kurz Zeit nachzudenken, sondern vermittelt Dir selbst sehr viel Sicherheit. Indem Du immer wieder bewusst auf Pausen setzt, bestimmst Du das Tempo der Präsentation und kannst Dir in den kurzen Pausen selbst einmal Zeit nehmen durchzuatmen und deine Gedanken zu strukturieren. Auf diese Weise stolperst Du nicht durch deine Präsentation und wählst bewusst deine Worte.
Das wirkt auf dein Publikum souverän und überlegt, weil Du offenbar vor dem Gesagten darüber nachgedacht hast.
5. Auf den Punkt kommen
Das oberste Gebot bei einer guten Präsentation ist, präzise zu sein. Es wäre fatal, wenn das Publikum nach der Präsentation nicht mehr weiß, worum sich die Präsentation eigentlich gedreht hat. Präzision erreichst Du vor allem durch kurze Sätze, Vermeidung von Konjunktiven, überflüssigen Füllwörtern und lästigen Passiv-Konstruktionen.
Überzeugend wirkst Du nicht nur durch präzise Formulierungen, sondern vor allem dadurch, dass Du Fakten präsentierst und in der Lage bist, komplexe Zusammenhänge einfach darstellen zu können. Das kannst Du durch Beispiele oder Vergleiche erreichen, die vor allem bildhaft sein sollten.
Je abstrakter das Thema ist, über dass Du sprichst, desto eher solltest Du Beispiele verwenden, die anschaulich sind. Sehr gut eignen sich dafür Gegebenheiten aus dem Alltag, da diese jedem bildhaft vor Augen sind.
6. Die Stimme
Du hast sicherlich bereits gehört, dass Redner bewusst mit ihrer Stimme spielen. Tatsächlich ist es über die Stimme möglich, die Präsentationen zu beleben oder sogar einschlafen zu lassen. Nichts langweilt mehr als eine monotone Stimme. Das gilt für den klassischen Vortrag und noch viel mehr für Onlinepräsentationen (sog. Webinare), bei denen Du bis auf deine Stimme nicht viele Werkzeuge zur Verfügung hast.
Mit der Stimme transportieren Menschen ihre Stimmung und verraten einiges über ihre Persönlichkeit. Deine Stimme wird folglich maßgeblich entscheidend dafür sein, wie deine Präsentation ankommt. Denn durch sie bist Du in der Lage, Souveränität und Kompetenz zu vermitteln. Das bringst Du unter anderem dadurch mit, dass Du dich sehr gut mit der Thematik auskennst, aber auch, indem Du gezielt deine Stimme einsetzt.
So solltest Du darauf achten, dass deine Stimme zum Ende des Satzes immer tiefer wird. Eine Ausnahme bilden rhetorische Fragen, bei diesen sollte die Stimme sogar höher werden. Beim normalen Sprechen verhält es sich oft anders, die Stimme wird gegen Ende des Satzes höher. Eine Angewohnheit, die Du in einer Präsentation ablegen musst. Wird die Stimme gegen Ende eines Satzes tiefer, wird dem Publikum auf diese Weise signalisiert, dass ein bestimmter Gedankengang zu Ende ist und ein neuer beginnt. Im Optimalfall wird eine kleine Pause eingelegt.
Variationen in der Tonlage und Lautstärke machen das Publikum aufmerksam auf dich, sollten allerdings natürlich wirken. Plötzlich sehr laut oder sehr leise zu sprechen, ohne, dass es dafür einen bestimmten Grund gibt, wirkt nicht authentisch und irritiert dein Publikum.
Es kann helfen, im Vorfeld die eigene Präsentation zu üben und aufzunehmen, für gewöhnlich fällt einem dabei selbst auf, welche Sätze für den ahnungslosen Zuhörer zu komplex sind oder anders formuliert und betont werden müssen. Vermieden werden sollte allerdings, die Präsentation auswendig zu lernen. Nur wenige Menschen sind in der Lage einen Text auswendig vorzutragen und ihm gleichzeitig genug Ausdruck zu verleihen. Auch dafür braucht es sehr viel Übung.
Rhetorik lernt man nur durch Rhetorik
Es kann dir helfen, die sechs genannten Tipps für deine Präsentation anzuwenden und auf diese Weise deine Rhetorik zu verbessern. Wie bei den meisten Dingen ist es allerdings die Übung, die dir letztendlich helfen wird, deine Redefähigkeit immer weiter zu verbessern.
Für diesen Zweck empfiehlt es sich, sich filmen zu lassen oder sogar mit einem Coach, der sich auf die Verbesserung von Rhetorik konzentriert, gemeinsam deine Präsentation zu analysieren.
Hallo. Mein Name ist Ben.
Ich mache jetzt mein Abi und musste vor kurzen eine Präsentation vorstellen. Ich war ziemlich nervös und hatte echt Panik vor der Präsentation. Auf einmal bin ich zufällig auf deine Seite gestoßen und es hat meine Angst vor der Präsentation genommen. Ich war viel selbstbewusster und konnte endlich der Mensch sein, der ich bin. Ich bin dir unfassbar dankbar, dass es so einen positiven Menschen gibt wie dich. Ich wollte einfach danke sagen. 🙂
Vielen Dank für diesen kompakte und kompetente Zusammenfassung! Ein absoluter mehrwert in 5 Minuten der wertvollen Zeit. Ich freue mich auf mehr Beiträge in dieser Richtung.